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Doktoratsprogramm der Basler Altertumswissenschaften
«Aus alt mach neu»: Wiederverwertung, Weiterverarbeitung und Recycling in der antiken Welt
Recycling ist nicht nur in der heutigen Welt ein Thema von höchster Aktualität – auch in der Antike war die Wiederverwendung und Weiterverarbeitung von Rohstoffen, Bauelementen, Kunstwerken u. ä. weit verbreitet. Vielleicht mehr noch als heute war man sich der Knappheit der Rohstoffe und der Schwierigkeit und Kostspieligkeit ihrer Beschaffung bewusst und vermied, wo möglich, ihre Verschwendung. Gut bekannt ist das Einschmelzen von Münzen und anderen Metallgegenständen zur Anfertigung neuer Metallarbeiten. Zahlreiche Ostrakafunde bezeugen die Weiterverwertung von Tonscherben als Schreibmaterial. Heute noch sichtbar sind Elemente älterer Bauten in jüngeren Bauwerken. Nicht mehr gebrauchte Papyri landen in Mumienkartonage, minoische Keramik wird zur Herstellung von Backsteinen zermahlt. Und nicht zuletzt werden Kunstdenkmäler wie Statuen nach einer gewissen Zeit einem neuen Honoranden gewidmet und Grabbauten und Sarkophage neuen Inhabern zugedacht.
Der Geist der Wiederverwertung macht aber auch vor immateriellen Gütern nicht halt. Literarische Motive, Zitate, sprachliche Formen und Ausdrucksweisen finden eine Wiederverwendung, Weiterentwicklung und Neuinterpretation in späteren Texten. Anthologien, Buntschriftstellerei sowie die direkte Auseinandersetzung mit literarischen Vorbildern zeugen von einem lebhaften Interesse nachfolgender Autorengenerationen am Austausch mit und der Neu- oder Umdeutung der literarischen und sprachlichen Tradition.
Die diesjährige Graduiertentagung hat zum Ziel, das Thema der Wiederverwendung in der Antike in all seinen Aspekten und Ausprägungen interdisziplinär zu beleuchten. Welche Konzepte und Bedürfnisse stehen hinter den unterschiedlichen Arten der Wiederverwendung und wie lassen sie sich miteinander vergleichen? Fragen nach Kontinuität und Transformation, nach neu und alt, nach Notwendigkeit und kreativer Innovation sollen gestellt werden. Gleichzeitig möchten wir Bögen zu unserer heutigen Erfahrung mit Recycling und zur modernen Reflexion über das Thema schlagen. Inwiefern deckt sich unser Streben nach Nachhaltigkeit und mit der Wiederverwendungspraxis der Antike? Die unterschiedlichen Thematiken und Herangehensweisen der einzelnen altertumswissenschaftlichen Fächer sollen gemeinsam diskutiert und auf ihre theoretischen und methodischen Grundlagen hin untersucht werden, ihre Gemeinsamkeiten (oder auch Unterschiede) erarbeitet und für den wissenschaftlichen Diskurs fruchtbar gemacht werden.
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