Kollegienhaus, Aula 033
Veranstalter:
Departement Altertumswissenschaften und Freiwillige Akademische Gesellschaft
Landmann-Vortrag zu "HistoGenes: Alte Genome ermöglichen Einblicke in veränderte Sozialstrukturen und Mobilität zwischen Antike und Frühmittelalter"
In seinem Vortrag wird der Archäo- und Paläogenetiker Professor Dr. Johannes Krause das HistoGenes-Projekt präsentieren, das er gemeinsam mit den Historikern Patrick Geary und Walter Pohl sowie dem Archäologen Tivadar Vida leitet. Das Projekt beleuchtet die Bevölkerungsveränderungen und Lebensbedingungen in Ostmitteleuropa während der kritischen Epoche zwischen dem Fall Westroms und der Entstehung mittelalterlicher Staaten vom 5. bis zum 9. Jahrhundert. Zum ersten Mal werden hierbei alle relevanten Disziplinen für diese Zeitperiode vereint: Archäologie, Geschichte, Anthropologie und Genetik. Dadurch soll ein neuer Blick auf einen der bedeutendsten Knotenpunkte in der Bevölkerungsgeschichte Europas gewonnen werden.
Für das HistoGenes-Projekt werden 6.000 Bestattungen aus der Zeit zwischen 400 und 900 n. Chr. mit den modernsten genomischen, archäologischen, historischen und anthropologischen Methoden analysiert. Es handelt sich dabei um das ambitionierteste und umfassendste Projekt im jungen Forschungsfeld der Archäogenetik, das zum Ziel hat, ein größeres Verständnis von Migrationen und Mobilität im Frühmittelalter zu erlangen und einen direkten Einblick in das Leben der Menschen zu gewinnen, die Ostmitteleuropa durchquerten oder sich dort niederließen. Dabei ergeben sich Einsichten in die Ernährung, Gesundheit und lokalen Bräuche sowie über die Organisation der Familien und Gemeinschaften dieser Zeit und Region.
Über den Referenten
Johannes Krause, geboren 1980, ist einer der Direktoren am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Der Forschungsschwerpunkt des Biochemikers liegt in der Analyse alter und sehr alter DNA. Mit Hilfe der DNA-Sequenzierung untersucht er zudem historische und prähistorische Krankheitserreger und gewinnt Erkenntnisse zur genetischen Geschichte und Evolution des Menschen.
Er hat unter anderem an der Entschlüsselung des Erbguts des Neandertalers mitgewirkt und den ersten genetischen Nachweis des Denisova-Menschen erbracht. Des Weiteren gelang es Krause, den Ursprung der epidemischen Pestbakterien zu identifizieren. Er erforscht die Entstehung und Geschichte weiterer Epidemien wie Lepra, Tuberkulose und Syphilis. Anhand genetischer Datensätze untersucht er die europäische Populationsstruktur und zieht daraus Rückschlüsse zu Migrationsbewegungen – wie zum Beispiel der Völkerwanderung – und anderen historischen Ereignissen.
Der Thüringer ist ein gefragter Interviewpartner für Fernseh-, Radio-, Print- und Online-Medien wie zum Beispiel der New York Times, Washington Post, BBC, ARTE und vielen mehr. Seine beiden Bücher „Die Reise unserer Gene” (2019) und „Hybris – Die Reise der Menschheit” (2021) finden sich auf den internationalen Bestsellerlisten.
Krause hat mehr als 230 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, darunter Beiträge in hochrangigen internationalen Fachzeitschriften wie Nature, Science, Cell und Nature Reviews. Für seine Forschung erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, den Internationalen Fabio-Frassetto-Preis für Paläoanthropologie der italienischen Akademie der Wissenschaften Accademia Nazionale dei Lincei und den AAAS Newcomb Cleveland Prize. Er ist Kollegiat der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie korrespondierendes Mitglied des Center for Academic Research & Training in Anthropogeny (CARTA) und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI).
Landmann-Vorträge zu Antiken Kulturen
Mit Unterstützung der Julius-Landmann-Stiftung der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft bieten das Departement Altertumswissenschaften und die Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Basel seit 2015 die Veranstaltungsreihe «Landmann-Vorträge zu Antiken Kulturen» an. Julius Landmann (1877–1931) war ab 1910 als Professor für Nationalökonomie und Statistik an der Universität Basel tätig und errichtete die Stiftung als Zeugnis seiner Verbundenheit.
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